Der Ruf des Blechs


Autoren: Felix Rohner und Sabina Schärer
© Copyright by PANArt Hangbau AG – Alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht auf www.hangblog.org: 10. Mai 2011
Sprachen: deutsch, englisch, französisch, italienisch

10 Jahre nach der Vorstellung des Hang nahmen die Hangbauer der PANArt, Felix Rohner und Sabina Schärer das runde Jubiläum zum Anlass, darüber Auskunft zu geben, wohin der “Ruf des Blechs” sie geführt hatte, wo sie mit ihrer Arbeit standen und wie sie weiterzugehen gedachten.


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Hang® by PANArtMai 2011

Vor 10 Jahren hat die PANArt Hangbau AG auf der Musikmesse in Frankfurt einen Klangkörper vorgestellt:

Das Hang

Wir Hangbauer der PANArt, Felix Rohner und Sabina Schärer, nehmen das 10jährige Jubiläum zum Anlass, einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen, wohin der „Ruf des Blechs“ uns geführt hat. In Dankbarkeit sehen wir auf die letzten Jahre Arbeit am Hang zurück. Die heutige schnelllebige Zeit ruft nicht nach vielen Worten. Hier also in Kürze, wo wir heute stehen und wie wir weiterzugehen gedenken.

Auf unserem Schoss eingebettet liegt ein Hang

Das Gefäss erklingt, ohne dass es einer Spieltechnik bedarf. Es antwortet auf leiseste Berührungen wie ein Seismograf, es verstärkt feinste Gesten der Hand und der Finger, es trifft den Menschen im Innersten. Ein Spiegel. Mehr als ein Spiegel. Ein Instrument sich einzustimmen in einen freien Fluss. Ein Stimmgerät. Harmonisierung durch Annahme dessen, was aus den Händen fliesst. Zeitfreiheit.

Dazu braucht es keine Zuhörer, Bühnen, Mikrofone, Lautsprecher. Es ist nicht als Plattform für die Kunst des perkussiven Spiels gedacht und Komponisten werden kein Tonsystem vorfinden, das ihnen ein befriedigendes Resultat brächte.

Wir haben erkannt

Das Hang wie auch das Steelpan Trinidads werden so eingestimmt, dass sie wirken. So wie der Schlägel in der Hand eines Steelpanspielers den „Sweet Point“ treffen soll, um den Menschen zum Tanzen zu bringen, so soll die Hand am Hang Energie freisetzen, die unter die Haut geht, den Menschen entspannt, ihn in andere Bewusstseingrade führt, wo bewusste Kontrolle wegfällt.

Die PANArt hat die akustischen Eigenschaften des gewöhnlichen Eisenblechs durch ein chemisches Verfahren verändert, um bessere Stimmhaltung zu erreichen. Das unterdessen patentierte Pangblech ist unser Rohmaterial geworden und hat zu dem Hang geführt, wie es heute vor uns liegt. Es hat sich gezeigt, dass die Wirkung der Resonanzen auf den Menschen durch dieses neue Material so sehr verstärkt wurden, dass wir Hangbauer uns herausgefordert sahen, das Phänomen ernsthaft zu studieren.

Wie eine Saite ihre harmonischen Teiltöne nur unter Spannung erzeugen kann, so muss auch ein Hang gespannt werden. Tun wir dies nicht, klingt es langweilig, ungeformt, banal. Die hohen Druckspannungen, die unser Pangblech in sich trägt, werden durch unsere Hammerarbeit noch zusätzlich verstärkt. Unsere Arbeit besteht dann darin, diese Kräfte geschickt zu lenken, zu reduzieren und zu verteilen, ein Weg, der immer neu gegangen werden muss: Jedes Hang wird somit eine individuelle Skulptur, eine Klanglandschaft, gekennzeichnet durch immensen Reichtum an Resonanzen, ein einfach scheinendes Gebilde, das jedoch mehr als 8 Töne von sich gibt! Eine heisse Kohle, worüber Hände getrost spazieren dürfen – und dabei in Gelassenheit Ding und Gu integrieren…

Wir stellen fest

Das Hang bedeutet eine Chance, die Musik hinter der Musik wieder zu entdecken, an der Quelle des Schöpferischen zu verweilen und zur Kenntnis zu nehmen, dass es Orte gibt, wo der Mensch nicht produzieren muss, meistern muss, manifestieren muss, gut sein muss.

Missverständnisse liegen auf der Hand — oder in den Ohren: Das Hang, wie auch das Steelpan und andere Klangkörper der nichteuropäischen Welt entziehen sich dem Versuch, sich in Kategorien herkömmlicher Art einordnen zu lassen. Ihre Resonanzen sind nicht nur fluktuierend, oszillierend, dynamisch und vielschichtig, sondern auch stark in der unmittelbaren Wirkung auf den ganzen Körper und Geist.

Ihr unsorgfältiger Gebrauch kann sogar zu Verwirrungen führen: Der Raum, den das Hang zu erzeugen vermag, ist missverstanden, wenn Emotionen, die er freisetzt, auf das Verdienst des Ego zurückgeführt werden. Daraus können schleichend Abhängigkeiten entstehen. Grundsätzlich missverstanden wird das Hang dort, wo die Hände trommeln: Das euphorische Zudröhnen alleine oder im Zusammenspiel ist auf die Dauer schlicht ungesund. Oder es ist auch dort missverstanden, wo Spieler mit Handschuhen ihr Spiel und somit wertvolle Energie dämpfen, wo sogenannte Soundcreators mit Schlägeln Hang spielen und es so zum Steelpan umdeuten, was es zweifelsfrei nicht ist. Das Hang, wie wir es verstehen, bedarf des sorgsamen Gebrauchs. Die Resonanzen, die wir Hangbauer in das Gefäss einbauen, sind das Material, woraus der Spieler einen geschützten Raum bildet und sich selbst neu wahrnimmt: ein sehr persönliches, intimes Geschehen.

Wir haben uns entschieden

  • Wir bauen weiterhin das Freie Integrale Hang. Wir üben jeden Tag, damit seine sinnliche Plastizität nicht schwindet und seine Klangkraft nicht nachlässt.
  • Wir übergeben die Spuren dieser Arbeit Interessenten, die unsere Sichtweise zur Kenntnis nehmen und darauf ihren eigenen selbst verantworteten Weg gehen.
  • Die wenigen Hanghang geben wir weiterhin aufgrund von Briefen und Empfehlungen weiter.
  • Wir führen keine Wartelisten.
  • Noch besser hinhören und hinsehen wollen wir, wie sich das Hang im Bereiche der Therapien entfaltet, denn wir sind skeptisch, ob das hochkomplexe Hang dort sinnvoll eingesetzt werden kann. Leider erhalten wir trotz Bitte unsererseits nur spärlich Rückmeldungen.
  • Wir richten unser Augenmerk nicht auf Medien wie YouTube und CDs, denn wir wissen, dass die hohe Dynamik des Hangklangs von Mikrofonen nicht erfasst und von Lautsprechern nur arg verfälscht wiedergegeben werden kann.
  • Den Hangspielern, die in den Strassen und Pärken der Städte aufspielen, wollen wir mitteilen, dass wir mit Briefen von ihren Zuhörern überschwemmt werden, worin sie ihrer Betroffenheit Ausdruck verleihen und die PANArt um ein Hang bitten. Wir bitten die Strassenmusikanten, über ihre Berufung nachzudenken.

Unabhängigkeit durch Mass

Nach 10 Jahren Erfahrungen mit dem Hang hat sich gezeigt, dass seine Stimmhaltung sehr gut ist. Dank intensiver Forschung gelang es der PANArt in den letzten Jahren ihr Pangblech durch Einlagerung von sehr harten Stickstoffnadeln nochmals zu stärken. Die letzten Generationen Hanghang sind durch normales Handspiel oder natürliche Temperatureinflüsse nicht aus der Form zu bringen. Unsere Instrumente werden im Spezialofen mehrmals beruhigt und ihre Form entspricht der richtigen Verteilung der Vorspannungen. Diese Eigenschaften unterscheiden das Hang von Nachbildungen aus gemeinem Blech. Es muss nicht nachgestimmt werden und reift mit den Jahren zur vollen Blüte, sein Klangraum weitet sich.

Diese Unabhängigkeit vom Tuner (wie man den Steelpan-Stimmer in Trinidad, der Heimat der Steelpan nennt) ist dank Pangmaterial möglich geworden. Wir werden daher den Stimmdienst nun einstellen. Es liegt in der Verantwortung jedes Hangspielers, die Klanglandschaft seines Instruments nicht durch zu rohe Kräfte, Spiel mit Schlägeln etc. zu überlasten und so zu zerstören, wie es bei den meisten Hanghang der Fall war, die uns in den letzten Jahren zum Stimmen gegeben wurden. Wo es in Einzelfällen zu Unfällen kommt, helfen wir mit einer Reparatur weiter.

Hinweise

Die PANArt Hangbau AG hält die Marken Hang und PANArt geschützt, um missbräulicher Verwendung vorzubeugen. Ein Patentschutz liegt ebenfalls auf unserem hochwertigen Pangmaterial, denn unbedarft eingesetzt kann es den Menschen überreizen und gar Schäden provozieren.

Instrumente der PANArt werden seit Jahren auf dem Markt zu weit überhöhten Preisen angeboten und Spekulation hat Einzug gehalten. Wir sind damit nicht einverstanden und geben das Freie Integrale Hang nur in Hände von Käufern, die mit uns einig sind, dass solch delikate Objekte nicht in das gängige Marktspiel gehören.

Wir wollen Hanginteressenten noch darauf hinweisen, dass viele Internetseiten falsche oder alte Informationen über das Hang beinhalten. Diesen Text geben wir vertrauensvoll in die Obhut des Herausgebers der Hangbibliothek, Michael Paschko.

Felix Rohner       Hangbauer
Sabina Schärer   Hangbauerin

P.S. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine unangemeldeten Besucher und Besucherinnen empfangen können.

PANArt Hangbau AG
Engehaldenstrasse 131
3012 Bern, Schweiz

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