Dieser Text wurde im Jahr 2009 von PANArt an diejenigen versandt, die eine Einladung ins Hangbauhaus erhielten, um sich eine Integrales Hang auszusuchen. Er fasst die Sicht der Hangbauer auf das Hang im Jahr 2009 zusammen.
Hang® by PANArt
Seit einem Jahr bauen wir das Integrale Hang. Wir bleiben dabei – aus folgenden Gründen: Es ist die Quintessenz aus unserer langjährigen Arbeit mit Tonsystemen der Kulturen der Welt. Seit dem Erscheinen des Hang im Jahre 2000 entstanden mehr als 5000 Hanghang mit verschiedenen Tonleitern, angeordnet um den zentralen Klang DING. Einige davon berührten die Menschen besonders, andere hingegen eigneten sich nicht, weiterhin in die komplexe Ordnung des Hang eingebaut zu werden. Jene Atmosphären aber, auf die die horchenden Menschen besonders mit Wohlwollen reagierten, verdichteten wir zu einem Chor, einem Klangkreis, der geeignet ist, uns in die Versenkung zu führen. Dies geschieht durch eine klangliche Palette und eine Form, die vieles integriert. Ihr Reichtum öffnet sich durch freies, intuitives Spiel der Hände. Dabei wird ein Kreisgeschehen möglich, aus dem der Spieler gestärkt hervorgeht. Er spielt das Hang und das Hang spielt mit ihm, immer wechselnd, ein Geben und Nehmen, Oeffnendes, Schließendes, Senkendes, Erhebendes, Sanftes und Hartes: urmenschliche Gesten werden Musik – Musik aus der Seele.
Da wir HangbauerInnen das Wesen des Hang als ein Ganzes erfahren, dessen Einzelteile physikalisch miteinander eng verknüpft sind, entwickelt sich das Integrale Hang zu einer Skulptur, deren innere und äussere Schönheit immer mehr zusammenklingen. Das integrale Hang ist ein Gefäß, das seine eigenen Schwingungen aufweist. Wir haben sie in das Klangbild einbezogen, denn im Zentrum unseres Schaffens steht die Ausgewogenheit und das Gleichgewicht, das Maß. Das Hang ist zu einem Horchgerät mutiert, das in einer zunehmend lauten Welt den Menschen stärken kann. Seine innere Stimme wird hörbar, sein Tritt im Leben kann sicherer werden. Es ist kein Musikinstrument, zu dessen Spiel es Anleitungsbücher gibt! Das Vertrauen in Ihre Hände finden Sie selbst – beim täglichen Spiel in Konzentration. Finden Sie einen Partner, der sich mit Ihnen zusammenstimmen kann – eine Stimme, ein Musikinstrument, eine Stimme aus der Natur – welches Glück!
Auf den großen Bühnen der Welt ist das Integrale Hang nicht sehr glücklich: Mikrophone sind überfordert, da seine Abstrahlung zu dynamisch und komplex ist. Die digitale Technologie erweist sich in diesem Fall als sehr lückenhaft: die Wirkung des Hang verblaßt. Fatal, denn da liegt seine Stärke: in direktem Kontakt. Da haben auch andere metallene Klangkörper ihre Stärke: Steelbands, Gongs, Gamelanorchester, Glocken. Oder vielleicht gar alle Musikinstrumente?
Der Erwerb eines Integralen Hang bedarf der reiflichen Ueberlegung. Seine hohe Sensibilität ist eine Herausforderung, seine Hände intuitiv sprechen zu lassen und ihre Elastizität zu entwickeln. Es ist keinesfalls eine Trommel, ein hang drum, wie uns das Internet erzählen will, es läßt sich nicht einordnen. Nach neun Jahren erreichen uns Nachrichten von hangähnlichen Instrumenten aus verschieden Ländern. Wir sind nicht unglücklich darüber, beginnt jetzt doch die nötige Auseinandersetzung über Qualitätsaspekte jener Klangkörper, die nur wirken, wenn sie auch mit Hingabe geschaffen worden sind.
Vereinbarung
Wie Sie möglicherweise schon zur Kenntnis genommen haben, werden Hanghang auf Auktionen zu sehr hohen Preisen weiterverkauft. Wir sind mit diesem Handel nicht einverstanden und möchten mit Ihnen eine Vereinbarung treffen (siehe Broschüre, letzte Seite). Da wir das Hang als ein Geschenk des Himmels sehen, können wir die Vereinbarung kurz so umreißen: Wir pflegen ihr Integrales Hang auf Ihrer musikalischen Reise und Sie verzichten darauf, es auf den profitablen Markt zu bringen. Die tieferen Gründe dieser Vereinbarung liegen in unseren Erfahrungen der letzten dreißig Jahre mit der Entwicklung des Steelpans, weltweit, im Ursprungsland Trinidad und speziell in der Schweiz. Des Hangbauers Hände erlahmen, beugt er sich dem Druck der Warengesellschaft. Seine Kreativität und sein Sensorium für die musikalischen Anliegen des Menschen werden durch die Gesetze des heutigen Marktes bedroht. Wir etablieren mit dieser Vereinbarung eine Beziehung des Vertrauens und Respektes, eine Kultur, die wir dringend wieder brauchen.
Hangbauhaus, im Mai 2009
Felix Rohner Hangbauer Sabina Schärer Hangbauerin