Brief vom Hangbauhaus – Bern, Ende März 2007


Autoren: Felix Rohner und Sabina Schärer
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Veröffentlicht auf www.hangblog.org: 18. Oktober 2010
Sprachen: Deutsch und englisch
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Die PANArt versandte diesen Brief im Frühjahr 2007 per E-Mail an Interessenten, die sich wegen eines Hang an sie gewandt hatten. Er enthält eine kurze Geschichte der Entwicklung des Hang, stellt das Hang der zweiten Generation vor und erklärt das Verfahren der Hangverteilung im Jahr 2007.


Brief vom Hangbauhaus
Bern, Ende März 2007

von Sabina Schärer, Hangbauerin und Felix Rohner, Hangbauer

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserem Instrument und für Ihre Geduld. Die alljährliche Hangruhe, die diesmal etwas länger gedauert hat als sonst, ist zu Ende.

In unserem Hanghaus liegen die Früchte unserer winterlichen Arbeit und warten darauf, weitergegeben zu werden. Es sind gar viele Interessierte, die sich bei uns gemeldet haben. Aus allen Teilen der Welt haben uns herzliche Briefe erreicht. Wir danken im speziellen denjenigen, die uns nebst grossen Komplimenten auch gebeten haben, mit diesem Geschenk sorgfältig umzugehen. Das werden wir tun.

Bitte lesen Sie die folgenden Zeilen langsam durch und versuchen Sie zu verstehen, in welchen Sinn und Geiste wir die bereitliegenden Instrumente weiterzugeben gedenken.

Kurze Geschichte der Entwicklung des Hang

Das neue Instrument Hang ist im Januar 2000 im Hanghaus in Bern geboren worden. Auf Anregung eines Ghatham Spielers gestalteten wir eine Kugel aus herumliegenden Halbschalen aus dem Steelpanbau, die ein paar eingehämmerte konkave Tonfelder enthielten. Niemand erkannte, welche Bedeutung es bekommen würde und niemand konnte es spielen.

Für uns HangbauerInnen war es jedoch die einzige Möglichkeit mit unserer Blechklangkunst weiterzukommen. Unserer Wissen über die Physik der Musikinstrumente der Welt flossen nun in dieses neue Ding, das wir Hang nannten. Den Händen der Menschen wurde ja eine neue musikalische Dimension eröffnet, also Hang, was Hand in unserer bernischen Sprache heisst.

In den folgenden Jahren stimmten wir verschiedene Tonleitern in den Resonanzkörper, horchten auf die Besonderheiten der Skalen der Welt: arabische, persische, indische, chinesische, rund um die Erde ging die Reise, immer mit der Frage nach der Bestimmung des neuen Instrumentes. Wir verschickten die Instrumente auf alle Kontinente und erhielten Musik zurück, eine fruchtbare Zeit!

Es zeigte sich nach und nach, dass das Instrument nicht nur ein Perkussionsinstrument war, sondern ganz neue Fragen nach dem Wesen der Musik aufwarf. Die HangspielerInnen berichteten von wundersamen Erlebnissen mit dem Instrument, aber auch mit den Zuhörenden.

Wir gingen daran, das Hang noch näher an den Menschen zu bauen: Der Klang wurde noch sanfter, tiefer, klarer und wir hatten den Mut, die Welt der Skalen zu verlassen. Im Frühjahr 2006 präsentierten wir eine neue Generation, die auf Anhieb den Menschen gefiel. Jedes Instrument war immer noch einzigartig in Klang und Stimmung und erhielt eine sanfte Oberfläche aus eingebranntem Messing und ein Ring aus Messing schützte die messerscharfe Kante.

Da wir dem weltweiten Ruf nach mehr Instrumenten nicht gerecht werden konnten, entschieden wir uns, die Verteilung durch Musikläden zu beenden. Die interessierten Menschen kamen nun im Sommer und Herbst 2006 nach Bern, wo sie in Ruhe ihr Instrument finden konnten oder anders gesagt, wo das Hang sie fand.

Frühling 2007

Die Hanghang (Form der Mehrzahl), die in diesem Winter entstanden sind, gleichen den letztjährigen. Doch bei näherer Betrachtung werden Sie eine andere Position der Tonfelder feststellen.

Diese Aenderung hat zu einem klareren Klang geführt. Er strahlt auch stärker ab. Die starken Quintenobertöne vermählen sich und ergeben eine reizvolle Quintenmusik, die sozusagen über dem Hangspiel geschieht. Während beim Steelpan Trinidads die Oktave des Grundtones stark klingen soll, geben wir im Hang mit einer Kuppelform des Tonfeldes der Quinte mehr Kraft. Achten Sie darauf, wenn Sie das nächste Mal ein Hang hören. Der Reiz des Hangspiels liegt nicht in der Virtuosität, sondern im intuitiven Spiel, das den Klängen Raum lässt.

Sieben oder acht harmonisch eingestimmte Tonfelder sind um den zentralen Ton DING angeordnet. Bei allen Hanghang ist dies ein D3. Der DING resoniert mit der GU Resonanz D2, wenn Sie das Instrument auf dem Schoss spielen. Dies ist die Grundresonanz der Luft, die durch den GU aus- und einströmt, wenn sie durch das Anschlagen des DING oder der DING Schulter angeregt wird. Der halsförmige GU hat selber eine hohe Resonanz (D5), abgestimmt auf die DING Seite. Im Tonkreis erscheint die Quinte A3, D4 und A4 in allen Hanghang.

Die restlichen Töne sind von den HangbauerInnen in künstlerischer Freiheit eingestimmt. Hier als Beispiel der Tonring eines Hang: D3 (Ding), A3, C4, D4, E4, F4, G4, A4.

Die zentrale Grundstimmung des Hang ist also ein D, seine Quinte und Oktave. In dieser harmonischen Kathedrale eröffnen sich für die HangspielerIn weite dynamische musikalische Möglichkeiten. Durch die Hände werden leiseste Regungen durch einen hochgespannten linsenförmigen Resonanzkörper verstärkt. Das Resultat kann eine unter die Haut gehende Musik sein.

Wie wir die Instrumente weitergeben

Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Im Monat April gibt es eine limitierte Anzahl Hanghang zu erwerben. Weitere übergeben wir wieder während eines Monats im Spätsommer (die Daten werden noch bekanntgegeben). Wir bitten Sie, das Hanghaus nicht unangemeldet aufzusuchen. Es ist nur ein Hang pro Person erhältlich und üblich, den vollen Preis des Instrumentes in bar zu bezahlen. Wir verschicken keine Instrumente.

Schicken Sie eine Mail. Geben Sie bitte in Ihren Mails Ihre Telefonnummer an. In unserer Antwort erhalten Sie dann weitere Informationen über das Hang, seinen Preis, über Boxen und Taschen und wie Sie Ihren Besuch anmelden können. Bitte besuchen Sie uns nicht, ohne eine Bestätigung erhalten zu haben. Wir werden Ihnen nicht vor dem 2. April antworten und auch keine Reservationen vornehmen.

Wenn Sie sich angemeldet haben, empfehlen wir eine ruhige Fahrt mit der Bahn nach Bern. Unsere Werkstatt liegt nur einige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Nehmen Sie sich Zeit Ihr Hang zu finden, erfahrungsgemäss erleichtert es die Entscheidung, wenn Sie dies alleine in Ruhe tun können. Wir offerieren Ihnen eine kostenlose Uebernachtung in unserer Gästewohnung.

Ron Kravitz und David Kaetz, beides Musiker und Hangspieler aus den Anfängen, werden im April im Hangbauhaus sein und Sie empfangen. Sie sprechen englisch, deutsch und französisch, wir HangbauerInnen im weitern spanisch und italienisch.

Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und schicken musikalische Grüsse vom Hangbauhaus

Felix Rohner, Hangbauer und Sabina Schärer, Hangbauerin

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